Clementinum
Entwurfs- und Ausführungsplanung für den Neubau des Pflegeheims »Clementinum« in Kirchstetten mit Integration der bestehenden Kapelle (2004) und Erweiterung/Zubau für zusätzliche 24 Betten (2011).
Anstelle des 1902 als Pflegeheim in Betrieb genommenen »großen Bruckhof« wird ein modernes Pflegezentrum in zwei Bauetappen unter Erhaltung und Adaptierung des Kapellenbereiches errichtet.
Baustufe 1
Neubau eines geriatrischen Pflegeheimes mit 90 Langzeitbereuungsplätzen auf drei Stationen in Ein- und Zweibettzimmer. Im Erdgeschoss sind Verwaltungs-, Therapie- und allgemeine Funktionsräume, sowie eine Cafeteria mit Mitarbeiterspeisesaal situiert. Im hangseitig natürlich belichteten Untergeschoss ist die Frischküche für 300 Essen pro Tag sowie Personal- und Lagerräume angeordnet. Das gegebene orthogonale Bezugssystem der Hauptachsen Kapelle und Zugang Gedenkstätte (Allee) wird in die neue Bebauung aufgenommen und neu interpretiert.
Über einen Vorplatz, welcher im Schnittpunkt der Hauptachsen situiert ist, werden die einzelnen Baukörper (Pflegeheim, Wohngemeinschaft, Kapelle und Werkstatt) von einem gemeinsamen Innenhof aus erschlossen. Der viergeschossige Längsbaukörper des Pflegeheimes mit Lage parallel zur Landesstraße und die Kapelle bilden die in einem Spannungsverhältnis zueinanderstehenden Bebauungsschwerpunkte, welche durch die ein- und zweigeschossigen Baukörper der allgemeinen Funktionsräume und der Behinderteneinrichtungen zur Gesamtanlage verbunden werden. Die Außenbereiche Vorplatz, Innenhof und bestehender Obstgarten werden gestalterisch zusammengeführt und über einen Durchgang mit der Gedenkstätte im Norden verknüpft.
Kapelle
Die Kapelle wurde innen und außen instand gesetzt und in den Hauptfassaden eine zusätzliche Fensterachse eingeschnitten. Im Erdgeschoss wird der Andachtsraum durch einen Foyerbereich mit behindertengerechtem Zugang, Sakristei und Aussprachezimmer ergänzt. Im Untergeschoss werden anstelle der vormaligen Hauptküche zwei betreute Wohnungen eingebaut und barrierefrei an die angrenzende Wohngemeinschaft angebunden.
Durch die Situierung der Baukörper der Baustufe 1 + 2 und des Kapellentraktes wird ein geschützter Innenhof gebildet, welcher als Therapie- und Alzheimerhof ausgebildet ist und vom Pflegeheim, Tageszentrum und den Wohngemeinschaften genutzt werden kann.
Baustufe 2
Basales Tageszentrum mit Gruppen- und Funktionsräumen für 30 Klienten. »Snoezzelenraum«, Küchen- und Essbereich, sowie Betreuerzimmer ergänzen das Raumangebot. Der ebenerdige, eingeschossige Bauköper mit Lage an der Landesstraße (kurze Erschließungswege) bildet den südlichen Bebauungsabschluss der Gesamtanlage und umfasst auf cirka 700 m2 Bruttogrundrissfläche Einrichtungen für die Betreuung von 40 zum Teil mehrfach behinderten Tagesgästen.
Zwei Wohngemeinschaften für jeweils 10 Bewohner (Einzelzimmer) und die zugehörigen Gemeinschafts- und Funktionsräume sind im Erdgeschoss und im Untergeschoss, welches aufgrund der Geländetopograpfie einseitig natürlich belichtet ist, mit jeweils barrierefreien Zugängen an die anschließenden Außenbereiche als westlicher Verbindungsbau zwischen Kapelle und Pflegeheim situiert.
Erweiterung/Zubau
In den Obergeschossen 1 bis 3 werden die bestehenden Pflegestationen in Stationsmitte mit einem nordseitig andockenden Zubau jeweils um 4 Einbettzimmer und 2 Zweibettzimmer mit zugehörigem Aufenthaltsbereich erweitert. Die Stationsgröße wird dadurch um jeweils 8 Betten auf maximal 38 Betten erhöht.
Im Erdgeschoss werden im Anschluss an das bestehende Hauptstiegenhaus ein Mehrzwecksaal sowie zwei Mitarbeiterschlafstellen situiert. Die Wohnungen sind von außen zugänglich, jeweils mit Vorraum, Sanitäreinheit, Küchenzeile und Wohn-/Schlafbereich ausgestattet.
Der Gestaltung des bestehenden Ensembles folgend werden die Obergeschosse des Erweiterungsbaus auf einer zurückgesetzten Erdgeschosszone »schwebend« ausgebildet und durch Betonung der Horizontalen die Bauhöhe optisch minimiert. Der Sichtbezug und Durchgang zwischen Vorplatz und Gedenkstätte wird im Erdgeschoss in reduzierter Form beibehalten.
Der Baukörper des Zubaus gliedert sich in den Andockbereich mit ca. 9m Trakttiefe und Flachdachausbildung und in den Bettenbereich mit ca. 15m Trakttiefe und Bogendachausbildung. Die Innengestaltung orientiert sich am Bestand.
Die vier mittleren Gruppenräume des basalen Tageszentrums werden hof- und straßenseitig durch Vorbauten um insgesamt ca. 64 m2 auf insgesamt ca. 195 m2 Nutzfläche vergrößert. Die gedeckte Verbindung Pflegeheim Kapelle (Arkade) bleibt in der bestehenden Form erhalten und wird im Bereich der vorspringenden Erweiterung durch ein Glasvordach auf eine angemessenen Nutzungstiefe verbreitert.
© HB, Philipp Forstner, © C. Deinhartstein (Kapelle), ArchOffice Zweiquadrat