HB Seeböckgasse
Das Pflegekrankenhaus HB Seeböckgasse verfügt über allgemein geriatrische Stationen und spezialisierte Stationen in den Bereichen Demenz, Multiple Sklerose und Wachkoma.
Die Betonung liegt jedoch auf Pflege, nicht auf Krankenhaus. Im Gegensatz zu einem ”normalen“ Krankenhaus wohnen die rund 350 BewohnerInnen hier.
Bestmögliche Pflege und medizinische Versorgung sollen einen selbstbestimmten und abwechslungsreichen Alltag ermöglichen.
Innovative Impulse in der interdisziplinären Langzeitbetreuung und das moderne Gestaltungskonzept vermitteln den BewohnerInnen eine ”Wohlfühlatmosphäre“.
So sorgen zum Beispiel gemütliche Leseleuchten und Tischlampen in Ein- und Zweibettzimmern für eine angenehme Lichtstimmung.
Bequeme Sitzgruppen und Ohrensessel schaffen ein angenehmes Ambiente für persönliche Gespräche mit Angehörigen und MitbewohnerInnen.
Offene, aber wettergeschützte Veranden stellen erleb- und fühlbaren Kontakt mit der Umwelt her.
Beliebte Treffpunkte sind das helle Foyer und die Caféteria mit offenem Mittagstisch für BewohnerInnen, Personal und BesucherInnen. Schönes Wetter lässt sich am besten auf den begrünten Dachterrassen geniessen. Sie laden nicht nur zum Entspannen, sondern - mitten in Wien - auch zum gemeinsamem garteln in Hochbeeten ein.
Rahmenbedingungen - Baubeschreibung - Bauchronik
Das »Haus der Barmherzigkeit« in Wien-Ottakring ist Teil der städtebaulichen Neuordnung eines Lager- und Produktionsareals. Nach Westen durch die Verbindungsbahn begrenzt geht die städtebauliche Struktur hier allmählich in eine offene Bebauung über.
Der Neubau setzt deshalb das spürbare Zitat einer Stadtkante, nimmt die vorhandene Struktur der Blockbebauung auf und interpretiert sie durch eine kammartige Baustruktur neu. Nach Süden bilden sich vier ostwest-belichtete Bauteile aus. Zwei mal spangenartig verbunden öffnen sie sich in der Mitte zu einem Eingangshof.
Durch die im Erdgeschoss zurückgenommenen Bauflucht und Ausbildung einer Nebenfahrbahn ergibt sich eine Platzbildung und ein neuer städtebaulicher Akzent.
Strukturierung
Die Funktionen der Gesamtanlage sind über eine Rückenachse erschlossen, an die vier Hauptstiegenhäuser andocken. Alle Sonderfunktionen und Pflegestationen werden über das Erdgeschoß und die mittig situierte Eingangshalle erschlossen.
Im Untergeschoß befinden sich die zentrale Küche, Lagerräume, die Personalgarderobe und die Garage für 77 Einstellplätze und ein vorgelagerter LKWtauglicher Carport, über den die gesamte Ver- und Entsorgung des Objektes erfolgt.
Im Ergeschoss sind an die zentrale Eingangshalle westlich die Behandlungs- und Therapieräume angeschlossen, nach Osten ein offenes Cafe-Restaurant, Veranstaltungsräume, die Kapelle und der Verwaltungsbereich. Neben dem Therapiebereich finden sich ein eigenständiger 2-Gruppenkindergarten mit Freibereich.
In den Obergeschossen sind 12 Stationen für unterschiedlich pflegebedürftige Menschen untergebracht. Es stehen 219 Ein- und Zweibettzimmer zur Verfügung.
Jedes Zimmer ist mit einer behindertengerechten Sanitäreinheit, Vorraum und verglaster Veranda ausgestattet. Die Veranda als innovatives Raumkonzept bietet den BewohnerInnen auch bei Einschränkung der Mobilität den erleb- und fühlbaren Kontakt mit der Umwelt.
Neben dem Individualbereich ist jeder der 12 Stationen ein großzügiger offener Aufenthalts- und Funktionsbereich zugeordnet. Die Stationsverbindungen erlauben eine variable und integrierte Nutzung. Die Geschossstaffelung ergibt im dritten und vierten Obergeschoß einen ebenen Zugang zu Dachgärten, deren Gestaltung Endloswege und erlebnisreiche Vegetation bietet.
Die Baukörperstruktur ist in Haupttrakte und verbindende Bauteile gegliedert. Daraus ergibt sich die primäre Gestaltungslinie. Tragende und nichttragende Bauteile sind in farblicher Differenzierung und unterschiedlichen Materialien deutlich dargestellt. Das zurückgesetzte Erdgeschoß und Teile des ersten Obergeschosses geben den darüber gelagerten Geschossteilen mit ihrer starken Auskragung eine wirkungsvolle Leichtigkeit. Diese Dramatik der Hauptfassade trägt wesentlich zur Belebung der Gesamtfront bei.
In der Folge übernimmt die Fassadengestaltung die Vorgaben von Konstruktion und Nutzung. Eine deutliche Strukturierung der Fassade erfolgt durch die vorgesetzten, thermisch getrennten, Verandaelemente. Deren Vollverglasung wird durch horizontale Betonung und mit Siebdruck gestalteten Teilbereichen gegliedert. Die individuelle Nutzung der Veranden durch deren Bewohner soll Lebendigkeit dokumentieren und ist damit ein bewusstes Element der Architektur.
© Institut Haus der Barmherzigkeit Philipp Forstner, Ludwig Schedl; PID Christian Fürthner, Votava